Warum pro bono?

Seid ihr gerade dabei ein neues Projekt aufzusetzen oder wollt ihr eine Organisation ganz neu gründen? Dann steht ihr vor einer ganzen Reihe neuer Herausforderungen und könntet wahrscheinlich viele helfende Hände gebrauchen. An mancher Stelle fehlt euch die notwendige Expertise – oder aber Menschen, die ihr fragen könnt.

Wie möchtet ihr im Team zusammenarbeiten und welche Art der Entscheidungsfindung ist für euch die richtige? Wollt ihr eher flache Hierarchien?
Und was geschieht, wenn Konflikte auftauchen?

Ihr entwickelt eure neue Webseite und benötigt ein aussagekräftiges Design? Seid ihr euch bezüglich der Urheberrechte zu euren Veröffentlichungen unsicher und sollen auch AGB erstellt werden?

Für eure Aufgaben gibt es Expert:innen, die ihr Wissen und ihre Zeit auch gern einmal kostenlos – also pro bono zur Verfügung stellen, wenn sie euer Projekt unterstützenwert finden. Jetzt geht es darum eure Mission gut darzustellen und andere zu begeistern mitzumachen.

Gerade neue Organisationen verwenden viel Energie auf die Gestaltung und die Entwicklung ihrer Angebote und Projekte. Eine solide Infrastruktur gehört nicht unbedingt zu den Prioritäten. Pro-bono-Unterstützung kann helfen, bestimmte Prozesse nachhaltiger aufzubauen. Dies wiederum ermöglicht es den Projektmanager:innen sich voll auf die Erfüllung ihrer Mission zu konzentrieren.

Aber auch in späteren Entwicklungsschritten einer Organisation kann Pro-bono-Expertise eine wertvolle Unterstützung bieten, wenn konkrete Herausforderungen auftauchen. Nutzt Pro-bono-Kooperationen für eure Organisationsentwicklung – Probiert es einfach aus!

Was habt ihr davon?

Starke Unterstützung für Non-Profits

Wenn ihr als Organisationen Pro-bono-Dienstleistungen in Anspruch nehmt, gewinnt ihr enorm. Ihr könnt auf ein breites Spektrum an Fähigkeiten und Wissen zugreifen, das euch sonst möglicherweise nicht zur Verfügung stünde. Ihr erhaltet Zugang zu dringend benötigten Expertisen und könnt so leichter nachhaltige und effektive Lösungen für bestehende Probleme finden.

Oft bilden die gemeinsam umgesetzten Maßnahmen die Grundlage für kommende Projekte und prägen die Organisation nachhaltig. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Qualifizierung. Denn die Zusammenarbeit mit Pro-bono-Volunteers bringt neue Fähigkeiten ins Team, die bei Bedarf abrufbar und sehr wertvoll sind. Die Lösungen, die gemeinsam erarbeitet werden, sind effektiv und professionell. Nicht selten kann eine Organisation langfristige Verstärkung gewinnen, wenn ein Pro-bono-Volunteer, der von der Mission begeistert ist, weitere Aufgaben, beispielsweise in Gremien oder ehrenamtlichen Funktionen, übernimmt.

Eure Organisation kann vielfältig von pro bono profitieren:

Portrait von Elke Schilling von der Organisation Silbernetz

Die Visualisierung der Daten hat unsere Arbeit revolutioniert. Wir haben die Karten oft in Gesprächen mit Politik, Stakeholdern und Zuwendungsgebern verwendet. Unsere Gegenüber haben viel schneller und besser verstanden, was wir bewirken. Bestehende Unterstützer:innen konnten wir von unserer Wirksamkeit überzeugen und neue hinzugewinnen. Das Projekt war wirklich ein Game Changer für uns.

Organisation vermittelt von CorrelAid

Was bedeutet „pro bono“?

Der Begriff pro bono leitet sich aus dem Lateinischen pro bono publico ab, was so viel bedeutet wie „zum Wohl der Öffentlichkeit“. Er beschreibt den Einsatz von Fachkenntnissen und Dienstleistungen, die unentgeltlich für den guten Zweck angeboten werden. Unternehmen und Einzelpersonen tragen ihren Teil zur Stärkung von zivilgesellschaftlichem Engagement bei. Als engagierte Fachleute stellen sie ihre Fähigkeiten und ihr Wissen freiwillig zur Verfügung und helfen Organisationen bei ihrer (Weiter-)Entwicklung und beim Aufbau nachhaltiger Strukturen.

Dies führt auf der einen Seite zu einer Erweiterung von Ressourcen für die gemeinnützigen Organisationen. Auf der anderen Seite stärken Freiberufler:innen und Unternehmen ihr soziales Bewusstsein und erhöhen das Vertrauen in ihrer Gemeinschaft.

Definition:

Wir von der Pro Bono Allianz Deutschland haben ein gemeinsames Verständnis davon, was „pro bono“ im Kern bedeutet:

* kein „low bono“ oder Rabattangebote; Vermittlungsgebühren können jedoch anfallen

Pro-bono-Unterstützungsformate

Unterstützung ist in verschiedenen Formaten möglich. Das hängt vom jeweiligen Programm und der Arbeitsweise der Mittlerorganisation ab, aber auch beispielsweise von den strukturellen Rahmenbedingungen in Unternehmen, die ihre Mitarbeiter:innen für Pro-bono-Einsätze freistellen.

Die wohl häufigste Form ist das Engagement von einzelnen Personen oder eines Teams für ein bestimmtes Pro-bono-Projekt. Im Unternehmenskontext sind diese Einsätze genehmigt und regulär bezahlt. Private Volunteers führen sie auch in ihrer Freizeit aus. Der zeitliche Einsatz richtet sich nach dem Umfang des spezifischen Projektes und ist begrenzt. Die Formate, die in diese Engagementform passen sind Beratungen (auch Mentoring), die Entwicklung eines Produkts oder eine konkrete Umsetzung einer Dienstleistung, aber auch Gutachten.

Besondere Formate sind Workshops – in denen auch mal mehrere Organisationen parallel Unterstützung für die Lösung ihrer Herausforderung erhalten oder ein Marathon (auch „Hackathon“ bei Software/IT), bei dem die aufgewendete Zeit vorher festgelegt ist – zum Beispiel ein Tag oder 24 Stunden oder eine „Nachschicht“. Oft arbeiten mehrere Volunteers gemeinsam oder parallel zu einem Themenkomplex.

Außerdem sollen hier noch sehr kurze Unterstützungen erwähnt sein, wie beispielsweise in einer Sprechstunde oder auch dem (telefonischen) Help Desk. Bisher noch seltener angeboten werden Mitarbeiter:innen-Entsendungen (Secondment), bei denen ein Unternehmen seine Dienste längerfristig zur Verfügung stellt und Mitarbeiter:innen in die Organisation „ausleiht“.

Pro-bono-Unterstützungsformate auf einen Blick:

Pro bono kann viel bewegen oder selbst zur Bewegung werden

Im besten Fall stellt die Pro-bono Zusammenarbeit eine Win-Win-Situation dar — sowohl für die Unterstützenden als auch für die Empfangenden. Es wird Zeit diese Form des Engagements weiter auszubauen und die Pro-bono-Idee in Deutschland voranzutreiben. Wenn Organisationen über eine Unterstützung durch Unternehmen nachdenken, geht es oft um Fundraising und es werden Spenden oder Sponsoring-Leistungen angefragt. Nicht selten werden die Spenden genutzt, um Fachpersonal ins Team zu holen. Pro bono ist eine Möglichkeit, die Unterstützung auf direktem Wege zu erhalten.

In den USA hat pro bono eine weit längere Tradition als in Deutschland. Während der 1960er Jahre war die Pro-Bono-Tätigkeit von Anwält:innen von wesentlicher Bedeutung im Kontext der Bürgerrechtsbewegung. Dies entstand aus dem Bedarf, rechtlichen Unterstützung für Aktivist:innen und benachteiligte Gemeinschaften bereitzustellen, die sich gegen Diskriminierung und Rassentrennung einsetzten.

Pro bono ist eine Form von „Corporate Volunteering“ oder auch nur Volunteering

Für Mitarbeitende in Unternehmen, Freiberufler:innen und andere Expert:innen gewinnt der Gedanke der sozialen Verantwortung zunehmend an Bedeutung. Für Organisationen in Deutschland werden Unternehmenskooperationen immer wichtiger. Dies gilt insbesondere für den Einsatz von Zeit und Know-How von Unternehmensmitarbeiter:innen im Rahmen von sogenannten Corporate-Volunteering-Angeboten.

Die auf dieser Webseite dargestellten Programme zeigen jedoch, dass auch viele Freiberufler:innen ihr Know-How für die gute Sache zur Verfügung stellen wollen – ohne Einbindung in ein Unternehmen. In den Netzwerken der Pro Bono Allianz Deutschland engagieren sich neben Unternehmensmitarbeiter:innen auch Selbständige, Studierende oder qualifizierte Privatpersonen.

Die unterschiedlichen Formen des Coorperate Volunteering lassen sich grob in zwei Bereiche unterteilen: Zum einen gibt es praktische Unterstützungsangebote, die jedes Unternehmen umsetzen kann, weil sie nicht an bestimmte Fähigkeiten gebunden sind (engl. „non-skilled“ oder „hands-on“ volunteering). Dazu gehören beispielsweise die Essensausgabe in einer Suppenküche oder das Packen von Hilfsgütern. Beim zweiten Bereich geht es um den Einsatz bestimmter Fähigkeiten (engl. „skills-based volunteering“). Darunter fallen der Pro-bono-Bereich, den wir
euch auf diesen Seiten näherbringen möchten, aber auch Mentoring-Formate oder Kompetenzvermittlung (Tutoring).

Die Erfahrung zeigt, dass alle Formen des Corporate Volunteering große Wirkung erzielen können. Die Besonderheit bei Pro-bono Partnerschaften ist, dass mit dem Einsatz von relativ wenigen Pro-bono-Volunteers eine sehr langfristige /nachhaltige Wirkung auf Seiten der Organisation erzielt werden kann.

Nach einer Grafik der Taproot Foundation

Auch die Pro-bono-Volunteers profitieren von dieser Erfahrung

Ob für Mitarbeiter:innen aus Unternehmen oder Freiberufler:innen – Pro-bono-Arbeit bietet eine hervorragende Gelegenheit, die eigenen Fähigkeiten und Ressourcen außerhalb der traditionellen Gewinnorientierung einzusetzen.

Ein bedeutender Vorteil dieser Art des Engagements ist, dass die eigene Expertise erweitert, aufgebaut und weitergereicht werden kann. Fachkräfte können neue Fähigkeiten erwerben, indem sie in unterschiedlichen Feldern arbeiten und sich verschiedenen Herausforderungen stellen. Selbst erfahrene Fachleute erhalten in neuen Kontexten wertvolle Einblicke und Lektionen. Sie wechseln die Perspektive, gehen möglicherweise raus aus der Stadt, weg vom eigenen Schreibtisch und vielleicht sogar raus aus der eigenen gesellschaftlichen Klasse – hin zu Menschen mit anderem sozialen/finanziellen Hintergrund.

Unternehmen, die sich auf Pro-bono-Arbeit einlassen, fördern nicht nur das Wohl der Gemeinschaft, sondern profitieren gleichzeitig selbst durch den Ausbau von Wissen und Fähigkeiten und nicht zuletzt von einem positiven Image.

Für die Fachleute bringt Pro-bono-Arbeit einige Vorteile:

Portrait von Dagmar Attolini, einer Pro-bono-Fachkraft aus dem Netzwerk der Schmid Stiftung

Ich freue mich, auf diesem Weg meine Erfahrung und Kompetenzen für Non- Profit-Organisationen sinnstiftend zu nutzen. Die Gründer und Mitarbeiter dieser Organisationen inspirieren mich immer wieder mit ihrem Ideenreichtum und hohem Engagement für den gesellschaftlichen Wandel.

Pro-bono-Volunteer aus dem Netzwerk der Schmid Stiftung

Wie die Zusammenarbeit gelingt

Unserer Erfahrung nach gibt es in Pro-bono-Kooperationen auf beiden Seiten manchmal Unsicherheiten im Umgang miteinander. Welche Erwartungen kann ich pflegen? Wann darf ich nachhaken? Wie viele Rückfragen sind in Ordnung? Kommt der Partner mit meinen beruflichen Rahmenbedingungen klar? Gegenseitige Wertschätzung ist für eine gute Zusammenarbeit enorm wichtig. Noch wichtiger ist es, dass beide Seiten wie reguläre Geschäftspartner aufeinander zugehen. Verabredungen sollten die gleiche Verbindlichkeit haben und die Kommunikation die gleiche Kontinuität wahren, als wäre es eine bezahlte Dienstleistung. Es hilft sich auf die Arbeitsrealität der/des jeweils anderen einzulassen – ebenso wie der inhaltliche Perspektivwechsel, wenn es um Werte und Ziele geht. Gebt einander regelmäßiges Feedback, um die angestrebten Ziele gut im Blick zu halten.

Pro-bono-Mittler (Intermediäre) sind spezialisierte Organisationen, die Anfragen aus euren gemeinnützigen Organisationen an die Pro-bono-Volunteers vermitteln.

Tipps für gemeinnützige Organisationen

Auch wenn ihr Unterstützung erhaltet, müsst ihr selbst mit anpacken. Bitte unterschätzt die zeitlichen Ressourcen nicht, die ihr aufbringen müsst, um die Zusammenarbeit zu koordinieren. Für die Verantwortlichen der Organisation heißt das, den Pro-bono-Einsatz vorzubereiten, zu betreuen und schließlich die Ergebnisse umzusetzen. Außerdem braucht es oft Entscheidungen aus Gremien oder die Zuarbeit von Kolleg:innen.

1. Welche vorbereitenden Schritte sind relevant?

Stellt euch selbst dar

Wer seid ihr und was ist eure Mission? Pro-bono-Volunteers bieten euch eher ihre Unterstützung an, wenn sie sich mit euren Zielen identifizieren können. Und natürlich gibt es auch immer die persönliche Komponente, die eine Person motiviert, sich für eine Sache zu engagieren.

Mittlerorganisationen helfen euch dabei.

Beschreibt euren Bedarf präzise

Definiert die Aufgabe klar, setzt ggf. Prioritäten und benennt das gewünschte Ergebnis. Welcher Verlauf wäre wünschenswert für eure Organisation? Ein weiterer wichtiger Punkt ist ein realistischer Zeitrahmen, der durch einen klaren Abschluss markiert ist.

Mittlerorganisationen helfen euch dabei.

Nehmt euer Team mit

Es ist wichtig, dass Kolleg:innen in eurem Team von der Pro-bono-Kooperation erfahren und diese befürworten, auch wenn sie nicht direkt beteiligt sind. Ihr werdet ihnen im Verlauf erwartungsgemäß Fragen stellen und hier und da ihre Mithilfe benötigen. Eine transparente Kommunikation von Anfang an ist hier sehr wertvoll. Die Zustimmung von Geschäftsführung oder Vorstand ist Voraussetzung.

Findet die passenden Pro-bono-Volunteers

Der wohl schwierigste Schritt auf dem Weg zu einer guten Pro-bono-Kooperation: Findet die passenden Personen, die euch auf Pro-bono-Basis unterstützen möchten. Stellt dabei sicher, dass sie die richtige Expertise und die zeitlichen Ressourcen mitbringen.

Mittlerorganisationen helfen euch dabei.

2. Was braucht es während der Pro-bono-Zusammenarbeit?

Kommunikation

Im Erstgespräch (und auch im weiteren Verlauf) bilden Absprachen über Erwartungen und Ziele sowie ein konkreter Zeitplan die Arbeitsbasis. Es braucht eine:n feste:n Ansprechpartner:in mit den nötigen Kapazitäten, um Fragen zu klären, im Team zu berichten und Feedback entgegenzunehmen. Sorgt für Verbindlichkeit in der Zusammenarbeit und eine offene Kommunikation, um Missverständnisse zu vermeiden

Miteinander

Plant ausreichend Zeit ein, um vom Beratungsteam alle Hinweise und Ausführungen entgegennehmen zu können. Dies ist möglicherweise eine einmalige Gelegenheit, um von ihrer Expertise zu profitieren. Achtet auf gegenseitige Wertschätzung und feiert Meilensteine.

3. Wie geht es nach der Unterstützung weiter?

Umsetzung

Nun ist es an der Zeit, dass die Ansprechperson die Beratungsergebnisse umsetzt und wiederum das Team dabei mitnimmt.

Auswertung

Bewertet die Ergebnisse, indem ihr sowohl die Erfolge berücksichtigt als auch die Hindernisse untersucht. Beides wird helfen zukünftige Pro-bono-Partnerschaften noch genauer zu steuern. Befragt möglichst alle Beteiligten zu ihren Erfahrungen während der Zusammenarbeit. Ein wichtiger Aspekt ist die Dokumentation dieser Bewertung, sodass ihr beim nächsten Mal leicht auf das Gelernte zugreifen könnt.

Mittlerorganisationen nehmen ebenso eine Auswertung vor.